Köln ist vor allem für seine kölsche Musik, den Karneval und die einzigartige Mundart bekannt. Doch diese lebendige Stadt hat noch eine andere musikalische Seite, die weniger im Rampenlicht steht, aber ebenso faszinierend ist: die Welt des Soul und Funk. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts hat sich Köln zu einem interessanten Schauplatz für den einzigartigen Sound von Soul und Funk entwickelt. Von den frühen Tagen des Jazz und Blues bis hin zu den modernen Rhythmen der Gegenwart hat Köln eine reiche Geschichte voller faszinierender Künstler, Locations und Plattenläden zu bieten.
Die Jazz- und Soul-Szene in Köln der 20er, 30er und 40er Jahre: Eine Zeit des Aufbruchs und der musikalischen Vielfalt
Die Wurzeln des Soul in Köln reichen bis in die 1920er Jahre zurück, als die ersten Jazz- und Blues-Bands die Stadt eroberten. In den 1920er, 1930er und 1940er Jahren erblühte in Köln eine spannende Jazzszene. Clubs und Veranstaltungsorte waren mit den Klängen des Swing, Dixieland und Big Band Jazz erfüllt. Lokale Bands und internationale Künstler brachten den Jazzliebhabern unvergessliche Konzerte und schufen eine einzigartige Atmosphäre.
Das "Excelsior Hotel Ernst" und das "Hanseatenhof Hotel" waren bekannte Anlaufstellen für Jazzfans, die Live-Auftritte von talentierten Musikern genossen. Einer der herausragenden Musiker dieser Zeit war Klaus Doldinger, ein renommierter deutscher Jazz-Saxophonist, Komponist und Bandleader. Doldinger, der in Köln aufwuchs, prägte maßgeblich die Jazz-Szene und trug zu deren Vielfalt bei.
Während dieser Zeit begannen die Wurzeln des Soul sich zu entwickeln, obwohl das Genre noch nicht in seiner vollen Blüte stand. Die Energie und Leidenschaft des Jazz beeinflussten jedoch die Musiklandschaft und legten den Grundstein für die spätere Entwicklung von Soul und Funk.
Rhythmus und Groove: Die Soul- und Funk-Szene erobert Köln
In den 1960er und 1970er Jahren wurde Köln zum Schauplatz einer aufstrebenden Soul- und Funk-Szene. Lokale Bands und Künstler wie Can und Embryo mischten Elemente des amerikanischen Soul und Funk mit experimenteller Rockmusik. Der berühmte Musikproduzent Conny Plank war ein wichtiger Akteur dieser Szene, der den Sound und die Produktion maßgeblich prägte.
Die 1980er Jahre brachten eine weitere Welle des Soul und Funk nach Köln. Die Stadt wurde zum Anziehungspunkt für internationale Größen wie Prince, der auf seiner "Sign o' the Times"-Tour die Massen im Rheinland verzauberte. Gleichzeitig entstanden lokale Talente wie das Duo "Infernal Noise", das mit ihren einzigartigen Rhythmen und melodischen Hooks die Stadt im Sturm eroberte.
Ab Ende der 90er Jahre sorgte die Bar Stecken für besondere musikalische Erlebnisse in Köln. Im Herzen Kölns, gut versteckt im Keller eines Wohnhauses an der Maastrichter Straße, bot das Stecken über 20 Jahre lang kernige Grooves jenseits des Mainstreams und zog junge Menschen aus der ganzen Welt an. Der Club war kein gewöhnlicher Ort - es gab kein auffälliges Schild, das auf den Eingang hinwies. Dies trug zur geheimnisvollen Aura des Stecken bei und machte es zu einem Ort für Eingeweihte. Hier konnten Liebhaber die besten DJs der Szene erleben. Im Jahr 2014 musste der einst bekannte Club dann einem Heizungskeller weichen.
Inmitten der Vinyl-Welt Kölns verbarg sich über lange Zeit der Plattenladen Nunk Music, ein kleines Paradies für Musikliebhaber von Soul und Funk. Die bunten, mit Glühbirnen verzierten Vinylscheiben wiesen den Weg in eine Welt voller rhythmischer Schätze, während Uwe Schmandin, der Hüter dieser Perlen, als Guru des Soul und Funk angesehen wurde. Mit einer Leidenschaft für die pulsierenden Klänge vergangener Zeiten war Nunk ein Ort, an dem man den Charme von Soul und Funk in all seiner analogen Pracht erleben konnte. Leider schloss der Laden im Jahr 2019, doch seine Erinnerung lebt in den Herzen der Musikliebhaber weiter.
Heute: Plattenläden und eine lebendige Konzertszene
Im Laufe der Jahre hat sich die Kölner Musikszene weiterentwickelt und neue Locations sind entstanden. Der Club Bahnhof Ehrenfeld ist heute einer der bekanntesten Veranstaltungsorte für Soul und Funk Konzerte in der Stadt. Ein weiterer Hotspot ist das Gloria, ein renommierter Musikclub in der Kölner Innenstadt, in dem auch heute noch viele Konzerte stattfinden und sich Künstler verschiedenster Genres die Klinke in die Hand geben.
Köln hat ebenfalls eine reiche Auswahl an Plattenläden, die Soul und Funk Enthusiasten anziehen und gleichzeitig Treffpunkt für DJs aus der Kölner Funk- und Soul-Szene sind. Das Groove Attack in der Innenstadt ist ein Paradies für Vinyl-Liebhaber, die nach raren Schätzen suchen und hier auch auf bekannte DJs der Szene treffen können. Ebenso bietet Der Plattenladen in der Kölner Südstadt eine vielfältige Auswahl an Scheiben für die Plattenteller und zieht sowohl Sammler als auch DJs an, die ihre Leidenschaft für Funk und Soul teilen.
Von den frühen Tagen des Jazz bis hin zu den modernen Klängen des Neo-Soul und Electro-Funks bietet Köln eine vielfältige und dynamische Soul-Szene. Diese besondere Stadt hat die Fähigkeit, die Seele zu berühren und die Menschen zum Schwingen zu bringen. Wenn du auf der Suche nach einem einzigartigen musikalischen Erlebnis bist, dann ist Köln definitiv der Ort, an dem du es finden wirst.